Dank an den hörenden Gott,
der aus dem Tod im Leben befreit.
Einführung in Psalm 116 (2. Fastensonntag 2021)
Eine Liebeserklärung an den hörenden Gott
Psalm 116 beginnt mit einer bemerkenswerten Liebeserklärung des Beters an Gott: „Ich liebe JHWH“. Das setzt den Ton für den folgenden, tief empfundenen Vertrauens- und Dankpsalm. Am Ende seines ersten Teils (V. 1-11) steht eine der Liebeserklärung entsprechende Vertrauensaussage, selbst in der Stunde größter Einsamkeit und Erniedrigung: „Ich glaube – auch wenn ich sagen muss: Ich bin tief erniedrigt!“ V. 10). Zwischen diesen Bekenntnissen spricht der Beter über sein schweres Geschick, aus dem ihn JHWH gerettet hat (V. 3-9). Den Gott, den der Beter liebt und auf den er vertraut, erfährt er dabei als nahen Gott. Gleich zu Beginn stellt er ihn als Hörenden vor, der das Ohr hinabbeugt und sich dem Beter aus der Höhe zuneigt (V. 1f.), der sich selbst schon in der Tiefe des Todes bzw. der Unterwelt sieht (V. 3f.). Gott überwindet diesen denkbar größten Abstand als gnädiger Gott (V. 5), zu dem er während seines ganzen Lebens um Gnade ruft (V. 1).
Gott reißt aus dem Tod im Leben
In der Klage des Beters kommt tiefste Not zum Ausdruck: Er ist noch nicht tot, aber Fesseln des Todes halten ihn gefangen und die Unterwelt bedrängt ihn (V. 3). Dass der Beter schon in den Bereich von Tod und Unterwelt eingetreten ist, in dem die Menschen der traditionellen Auffassung nach (vgl. etwa Ps 88,5f.) von JHWH getrennt sind, bedeutet auch ein Versinken in die Gottferne. Um so intensiver ist die Bitte: „Ach, JHWH, rette mein Leben!“ und die V. 7-9 beschreiben eindringlich, die räumliche Vorstellung der Klage aufnehmend, wie Gott ihn aus der Todessphäre herausreißt: „Ja, du hast mein Leben dem Tod entrissen, mein Auge den Tränen, meinen Fuß dem Straucheln.“ (V. 8). JHWH hat sich am Beter erwiesen (V. 7). Diese Einsicht kommt dem Beter offenbar nicht schlagartig, sondern bricht sich erst allmählich Bahn. Er wendet sich an sich selbst und spricht sich Ruhe zu, weil JHWH ihn gerettet hat (V. 7). An die Stelle des Gehetztseins der Not tritt wieder die Ruhe (vgl. Ps 23,2). Nun wird er dauerhaft seinen Weg in den Landen der Lebenden gehen (V. 9).
Gott gebührt Dank vor der ganzen Gemeinde
Davon ist der zweite Teil des Psalms (V. 12-19) geprägt. Der Beter stellt sich die Frage, wie er JHWH all die Guttaten zurückgeben kann (V. 12), die sein Leben verändert haben. Er will ihm im Tempel, im Angesicht der versammelten Gemeinde seine Gelübde erfüllen, die er ihm vermutlich, ganz menschlich, in seiner Not gegeben hat (V. 14.18f.). Auch wenn es im Psalm um die Not und Rettung eines Einzelnen geht und seinen Dank dafür, ist die erfahrene Erlösung durch Gott nicht etwas nur Persönliches, das im stillen Kämmerlein bleiben soll. Das betrifft die ganze Gemeinde und der Dank für die Rettungstaten Gottes soll vor allen bekannt werden. Der Beter wird vor ihnen den „Becher der Rettungen“ erheben (V. 13). Auch wenn die kultische Bedeutung dieses Vorgangs nicht ganz klar ist, denkt man an eine Szene wie in Ps 23,5: „Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, übervoll ist mein Becher.“ Das Erheben des Bechers ist ein Bild für das wiederhergestellte, volle Leben des Beters im Angesicht Gottes und der Gemeinde.
Der Mensch ist als Diener Gottes frei
Die Aussagen des Dankversprechens (V. 12-14.17-19) schließen eine Reflexion über das unauflösbare Verhältnis des Beters zu seinem Gott ein, das durch seine Rettungserfahrung begründet ist (V. 15f.). Auch hier ist vom Tod die Rede, überhaupt vom Tod „der Frommen“, der für JHWH schwer wiegt, da sie im Tod ja von ihm getrennt sind (s.o.). Gott hat die Fesseln des Beters gelöst und ihn befreit und dadurch eine untrennbare Beziehung zwischen ihm und Gott geschaffen. Der Psalmbeter bezeichnet sich nachdrücklich als „Diener“ oder „Knecht“ Gottes, ein Verhältnis, das ihn im Unterschied zur menschlichen Knechtschaft frei macht.
Die Schola aus Oppershofen lädt zum Abendlob mit diesem Psalm 116 am 2. Fastensonntag um 18 Uhr in die St. Laurentius Kirche herzlich ein.
Ankommen:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Herr, unser Gott, Du hast Dich Hagar in der Wüste als der Gott gezeigt, der auf sie schaut und dem Beter von Ps 116 als der Gott, der auf ihn hört. Lass mich/uns aufmerksam auf dein Wort hören und verstehen, was du mir damit heute sagst. Darum bitte ich Dich heute hier. Amen.
Ich liebe den HERRN; denn er hört mein Stimme, mein Flehen um Gnade.
Wie findest du es, wenn jemand im Gebet Gott um Hilfe anschreit?
Was glaubst du, sagt Gott dazu, wenn wir zu ihm flehen, ihn beschimpfen oder uns über unsere Situation beschweren?
Arglose behütet der HERR.
Ich war schwach,
er hat mich gerettet.
Glaubst du, dass Gott das wirklich kann?
Wie macht sich seine Hilfe bemerkbar?
Ich war schwach, er hat mich gerettet.
In welchen Situationen deines Lebens hast du gedacht: „Da hat Gott mir jetzt unter die Arme gegriffen…“?
Ja,
du hast mein Leben dem Tod entrissen,
mein Auge den Tränen,
meinen Fuß dem Straucheln.
Ein Bild des Turiner Grabtuch. Viele sehen dort Jesus, einen leidenden Mann, der nach seinem bitteren Gang ans Kreuz tot in dieses Leichentuch gehüllt wurde. Tränen, Blut und Schweiß benetzen dieses Tuch.
Jesus scheint am Kreuz dem Untergang nahe. Woher hat Jesus seine Hoffnung genommen?
Woher nimmst du deine Hoffnung in schwierigen Situationen?
Wie kann ich dem HERRN vergelten
all das Gute, das er mir erwiesen?
Wie kannst du Gott„Danke“ sagen?
Und wie drückst du das aus?
Der HERR bewahrt alle,
die ihm die Treue halten,
denn in seinen Augen ist ihr Leben wertvoll.
Was ist dir in deinem Leben besonders wertvoll?
Ich will dir, HERR,
meine Gelübde erfüllen.
Halleluja
– lobt den HERRN!
Gibt es etwas, dass du Gott versprechen möchtest oder würdest?
Welche Bedeutung hat ein Versprechen gegenüber Gott im Vergleich zu einem Versprechen gegenüber deinen Freund*innen oder deiner Familie?