Gräbersegnung mal anders

Gräbersegnung mal anders

Jedes Jahr begehen wir in der katholischen Kirche Anfang November den Feiertag Allerseelen, der in enger Verbindung mit Allerheiligen steht. Beide Feiertage haben ihren Ursprung in der christlichen Überzeugung, dass durch Jesu Sterben und Auferstehung der eigene Tod nicht das Ende, sondern der Anfang des ewigen Lebens ist.

„Wenn Jesus – und das ist unser Glaube – gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch alle Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen. […]Tröstet also einander mit diesen Worten!“ So schreibt der Hl. Paulus. Die Verbundenheit mit den Toten, das Gebet für sie und das Trösten der Hinterbliebenen ist den Christen immer schon ein wichtiges Anliegen gewesen.

Liturgische Elemente des Allerseelentages waren bzw. sind je nach örtlichen Sitten: Glockengeläut, Stundengebet und Totenmesse, Prozession zum Friedhof, Licht der Osterkerze und Lichter auf den Gräbern, Weihrauchinzens und Weihwasser- Besprengung der Gräber.

Angesichts der steigenden Zahl der Corona-Infizierten muss unsere traditionelle Gräbersegnung, die mit einer großen Zahl an Teilnehmern jedes Jahr abgehalten wurde, auf allen Friedhöfen der Pfarrgruppe Rockenberg ausfallen. Das bedeutet aber nicht, dass wir dieses Fest nicht feiern können. Ganz im Gegenteil.

Den Glauben und die Verbundenheit mit unseren Verstorbenen können wir auch auf andere Art und Weise Ausdruck verleihen und dabei das Risiko der Virus-Ansteckung vermeiden. Ich möchte Sie dazu herzlich einladen, dass Sie an Allerheiligen oder am Allerseelentag die Gräber Ihrer Angehörigen besuchen, eine Kerze anzünden und im Glauben ein Gebet für die Verstorbenen dabei sprechen.

Das Grablicht symbolisiert Gottes Gegenwart und erinnert gleichzeitig an einen geliebten Menschen. Das Seelenlicht wird meist am Nachmittag von Allerheiligen auf den Gräbern entzündet. An Allerheiligen und Allerseelen erleuchten die Friedhöfe durch unzählige Grablichter. Das Kerzenlicht sorgt für eine besonders festliche und stimmungsvolle Atmosphäre. Das können wir auch in Rockenberg, Oppershofen, Gambach oder in Münzenberg schaffen!

Das Gebet für die Verstorbenen ist in unserer Zeit vielen leider fremd geworden. Warum sollen wir für sie beten? Dabei scheint es mir ganz einfach: Wir sehen ja, wie ein Leben lang jeder Mensch „gefährdet“ ist zu scheitern. Mit seinen Idealen, mit dem Guten, das er begonnen hat: Ehe, Familie, das Mitgestalten der Welt im Kleinen und Großen – nichts gelingt mit Sicherheit. Und vieles bleibt auch immer offen. Wenn wir das Leben des Menschen als Reifungsgeschichte sehen, dann ist es nicht klar, dass diese Reifung auch umfassend geschieht. Lebenswege bleiben auch stecken, Menschen kommen über Abhängigkeiten, Fehlentwicklungen und negative Prägungen oft nicht hinaus. Wie viel oder wie wenig Liebe wächst manchmal! Wenn aber das ganze Projekt „Menschsein“gefährdet ist, warum sollte im „Hinübergang“ plötzlich alles ganz klar sein? Warum sollte ein Weg, der in der Lebenszeit oft im Kreise ging, der keine klare Richtung hatte im Tod plötzlich nur ein kleiner Schritt sein, der selbstverständlich gelingt? – Für mich ist es viel verständlicher, dass das Hinübergehen wie es unsere Vorfahren schon sahen, als etwas anzusehen, was eben „gefährdet“ ist. Das findet sich auch in den meisten Kulturen und dazu entsprechende Akte, die dem Verstorbenen helfen sollten, ans Ziel zu kommen, die„Überfahrt“ zu schaffen.

Weil ich glaube, dass Gott ein Leben lang um uns geworben hat; weil ich glaube, dass er jedem von uns treu ist, deshalb glaube ich, dass er uns in seiner Zuwendung helfen will, auch „den Weg hinüber“ gehen zu können. „Barmherzigkeit“ nennen das die Gebetstexte der Kirche. Und so wie wir im Lauf des Lebens einander helfen können, den Weg zu finden; so wie wir zu Lebzeiten füreinander beten können, den anderen beim Reif- Werden unterstützen können, einander Wichtiges sagen können; so wie wir durch unsere Liebe einander tragen können, so glaube ich, dass diese „unterstützende“ Liebe mit dem Tod nicht aufhört. Sie darf eine neue Gestalt annehmen. Zu dieser neuen Gestalt gehört in besonderer Weise das Gebet für die Verstorbenen. (Siehe: GL 28; GL 569; GL 680,8; Lieder GL 900-910).

Am Allerheiligenfest, den 01. November wird in Oppershofen die Toten-Vesper um 16.00 Uhr und am Allerseelentag, den 02. November in Rockenberg das Amt für alle Verstorbenen des letzten Jahres in unserer Pfarrgruppe gehalten. Sie sind herzlich dazu eingeladen. Anmeldung über das Pfarrbüro vor Ort.